Die Münzmühle
im Wandel der Zeit
Das Anwesen
Bahnhofstraße 6 (alte Haus-Nr. 407, Flur-Nr. 576) besteht aus einem Wohnhaus und der sog. „Münzmühle“. Es ist ein Satteldachbau mit Giebelanschwüngen und Schleppdachgauben, der Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. Dazu gehören noch Wirtschaftsgebäude. Das Stallgebäude stellt einen Satteldachbau mit Giebel wie am Hauptgebäude und Profilgesimsen dar. Westlich davon steht ein Scheunenbau mit gleichem Giebel und Stichbogentor. Nördlich vom Wirtschaftshof befindet sich ein Scheunen- und Wohnbau mit Walmdach, ebenfalls aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.
Die Münzmühle ist die größte und älteste der Gundelfinger Mühlen.
Vergangenes
Früheste Erwähnung
Nach dem Salbuch von 1270 befanden sich zu Gundelfingen vier Mühlen, nämlich die Nagelmühle,die Keckenmühle und die Westermühle, welche der Herrschaft giltbar waren, und die Väterlinsmühle.. Die zwei Mühlen unter der Burg an der Brenz (Burgmühle und Mittermühle) verlieh Graf Eberhart von Württemberg am 27. Februar 1405dem Rat der Stadt gegen jährlichen Gilt.
Zerstörung
In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges sprengte die Wehrmacht beide Brücken in der Bahnhofstraße, um ein Vorrücken der amerikanischen Truppen zu erschweren. Dabei wurden nicht nur sämtliche Fenster zerstört, auch das Dach wurde komplett beschädigt. Das Sammelsurium der damals eilig beschafften Dachziegel zur Wiederherstellung des für die Lebensmittelerzeugung wichtigen Gebäudes zeugt auch heute noch von der Zerstörung durch die Sprengungen.
Namen
Um das Jahr 1269 wurde sie noch „Keckenmul“ genannt, um 1450 „Mitter Mul“ (wegen ihrer Lage zwischen der Oberen und der Unteren Mühle), um 1605 „Walckmuhl“ (wegen der nebenbei betriebenen Walkerei), 1685 „Bayr Muhl“ und 1722 „Bayr-„ oder „Münz Mühl“.
Im Jahr 1621/22 richtete man in der Mühle eine pfalzneuburgische Münzstätte ein, weshalb sie dann später auch den Namen „Münzmühle“ trug.
In der Gundelfinger Münze wurden anfangs Drei –und Zwölfbätzner, Dreikreuzerstücke, Halb-und Doppelschillinge, 1622 nur mehr Sechs – und Zwölfbätzner, Halb-und Doppelschillinge geprägt. Die Leitung der Münze wurde Abraham Judt aus Goldkronach übertragen.
Quelle: u.a. Bezirksheimatpflege
Nutzung der Wasserkraft
Der Mahlbetrieb wurde in den 1970er Jahren aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Die Wasserkraft wird seither zur Stromerzeugung genutzt, eine Francis-Turbine mit einer durchschnittlichen Leistung von 25kW/h, hergestellt von der Firma Voigt in Heidenheim.
Mühlenbetrieb
Ursprünglich eine Getreidemühle, wurde sie jedoch auch als Walkmühle verwendet. 6 der 19 in Gundelfingen betriebenen Mahlgängen waren in der Münzmühle in Betrieb, ebenso 6 Wasserräder zu deren Antrieb.1870 wurden die Wasserräder durch eine Turbine, die Mahlgänge durch Walzenstühle ersetzt. Die noch vollständig vorhandenen Walzenstühle wurden 1928 und 1929 vom Hersteller „Seck Dresden gebaut“. Im Lauf der Zeit tauschte man mehrfach die Turbinen durch jeweils modernere und leistungsfähigere aus.
Vorbesitzer
Balthasar Kleiter, aus Nachlass von den Geschwistern
Übergabe vom 08.03.1834 zu 49 579 Gulden
Leonhard Kleiter, Münzmüller, erwarb am 28.12.1835 von Georg Blatter das Haus Nr 243
Übergabe vom 13.02.1838 an Witwe Maria Kleiter
Übergabe am 30.12.1862 an Sohn Andreas Kleiter und dessen Braut Anna Hartleitner für 48 000 Gulden
Erbteilung am 10.06.1879 Witwe Andreas Kleiter 12 4930 Mark
Kauf am 13.04.1880 von Anton Sailer und Braut für 60 000 Mark
Erbschaft 5.08.1910 Witwe Magdalena Sailer
Übergabevertrag vom 27.07.1926 an Heinrich Sailer für 29 270 Goldmark
Die Mühle ist weiter in Familienbesitz und nicht öffentlich zugänglich.
Mühlen in Schwaben
Sagen, Märchen, Erzählungen, Lieder wissen viel über die Müller zu berichten, die Auseinandersetzungen um Wasserrechte (Hochwasser, Niederwasser) füllen die Archive und sind in die Literaturgeschichte eingegangen.
Das Mühlensterben begann mit der Industrialisierung und der Entwicklung neuer Antriebskräfte. Der Konzentrationsprozess seit den 1950er Jahren ließ nur wenige Mühlenstandorte noch bestehen, die heute von landes-, kultur- und technikgeschichtlicher Bedeutung sind und teilweise attraktive touristische Attraktionen bilden.
Die Dokumentation zur Mühlenkultur in Schwaben will das Wissen um die aus dem Alltag weitgehend verschwundenen Mühlen heben, auf die noch vorhandenen Mühlgebäude aufmerksam machen und damit zu ihrer Erhaltung beitragen und Anregung geben, die Mühlenkultur neu zu entdecken.
Augsburg, Januar 2013